Tonjaschja Adlers künstlerische Praxis könnte man als eine Art des Recyclings beschreiben.

Adler sucht und findet gezielt ihr Material, Bilder und Texte aus dem Kanon der Kunstgeschichte, der Literatur und dem aktuellen Zeitgeschehen. Sie eignet es sich an und entwickelt es weiter, um sich mit einer minimalen Verschiebung der Referenz in die tradierte Theorie und kunstgeschichtliche Debatte einzuschreiben. Ihr prozesshaftes, serielles Vorgehen wirft bewusst Fragen nach Mehrdeutigkeit, Unschärfe und Ambivalenzen auf.

«Ego Echo Echo» lehnt an Arbeiten von Birgit Jürgenssen («Ich möchte hier raus!», 1976) und Pippilotti Rist («open my glade», 2000) an. Der Titel von Jürgenssens Fotoarbeit tönt bescheiden und etwas möchten erscheint zurückhaltender als es zu wollen. Rist verlangt «das Öffnen ihrer Lichtung» rund zwanzig Jahre später mitten im öffentlichen Raum und schillert trotz schlieriger Schminke mehr wie ein selbstbewusstes Statement zwischen Werbeflächen hervor. Adler bezieht sich mit ihrer Arbeit auf den von Jürgenssen implizierten privaten Raum und transferiert diesen auf einen öffentlichen Platz. Mit dieser Verschiebung wird der kunstkasten zum körperlichen Innenraum, der durch Glaswände – vermeintlich unsichtbar – von der Aussenwelt getrennt ist. Die Bilder von einzelnen Körperteilen, die sich zum dreidimensionalen «Ich» zusammensetzen, schmiegen sich jeweils nicht bloss an gläserne Fronten, sondern drücken dagegen. Kräfte reiben sich und evozieren ein Bild der Spannung. Ist es ein expandierendes von aussen gebremstes «Ich»? Gläserne Wände können verschieden gedeutet werden. Wer oder was steht wem im Weg? Was evoziert die Spannung?

Adler bezieht sich in ihrer Arbeit «Ego Echo Echo» auf einer konzeptuellen Ebene auf das Medium Kurzfilm. Bilder, die dem Storyboard entflohen sein könnten, hängen wie Filmstreifen von der Decke. Die eingesetzten Stilmittel der Arbeit sind dem Erzählkino und dem Komikstrip entliehen. «Head and shoulder close up», «close up», «extrem close up». Diese überdimensionierten Nahaufnahmen, lassen das «Echo» des «Ego» noch deutlicher hallen. Der Titel der Arbeit spielt auf die eigene Stimme an, die im Wiederhall zu einem Kreis geschlossen wird. Um sich selber drehend. Einem Zustand, in welchem die Wahrnehmung von Aussenstimmen zu einem Unvermögen wird. Ein «Ich» das jenseits von subjektiver und objektiver Grösse auf sich selbst zurück geworfen dem Rauschen des eigenen Kreislaufs lauscht. Doch Glas kann springen.

«Ego Echo Echo» ist in der Umsetzung in Zusammenarbeit mit der Zürcher Fotografin Regula Müdespacher entstanden. Die gesamte Ausstellung ist als Kooperation mit den Kurzfilmtagen Winterthur angelegt. 

Fotos: Simon David Schwab