Doppelter Phasenübergang

18. Juni bis 7. August 2011

Mehrere Pfützen von undefinierbarer Flüssigkeit breiten sich träge auf den Sockeln im kunstkasten aus.
Schweissperlen sitzen auf ihrer Oberfläche – war es den kleinen Skulpturen zu heiss? Mussten sie sich der brütenden Hitze im Glaskasten ergeben und klanglos zergehen?

Die Zürcher Künstlerin Muriel Baumgartner interessiert sich für Objekte ihres Alltags, für bestimmte Materialitäten und ihr Erzählpotenzial.

Für ihre Arbeit im kunstkasten hat sie sich dem Objekt „Bier“ angenommen. Genauer gesagt der Tatsache, dass auf den Bier-Kartonverpackungen, als Konsens aller Biermarken, immer Kondenswassertröpfchen auf der Flasche oder auf der Hintergrundfarbe abgebildet sind.

Der Titel der Arbeit, Doppelter Phasenübergang, deutet das Spiel mit der Veränderung des Aggregatszustandes an – Die Kondensation steckt im Rohmaterial, dem Motiv der Verpackung. Die Teile des Verpackungskartons, auf welchen Kondenswasser abgebildet ist, wurden wiederum optisch zu Lachen geschmolzen. Zwei Wechsel des Aggregatszustandes also – ein doppelter Phasenübergang – welcher natürlich nicht wissenschaftlich, sondern spielerisch gemeint ist.

Mit dem immer selben Volumen von 33 cl hat Muriel Baumgartner jeder der acht ausgewählten Biermarken ihre Lache geschaffen.

Mit der Arbeit doppelter Phasenübergang zeigt uns Muriel Baumgartner eine überraschende Qualität im unscheinbaren Material des Bierkartons. Nebenbei ist, mit einem Augenzwinkern, auch eine kleine Untersuchung über die visuelle Erscheinung von Kondenswassertropfen auf Bierverpackungen verschiedenster Marken entstanden.

Eine gewisse Ironie dem Kunstmarkt gegenüber schwingt mit, wenn die Künstlerin die Bierlachen auf weissen Sockeln ausstellt, nummeriert und mit einer Werkliste versieht. Dem Betrachter verrät sie mit dem Titel lediglich die Biersorte, aus welchem die Lache stammt. Dass ein aufwändiges Verfahren hinter der Produktion steht, kann man nur erahnen.

Fasziniert von diesem Phasenübergang nehmen wir uns ein kühles Bier und stossen auf eine gelungene Arbeit an.