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Simone Angers Arbeit für den kunstkasten kann anhand kurzer harter Fakten erklärt werden. Anger ist am Backen:

  • 4 Backbleche und 36 Brötchen pro Tag für 100 Tage
  • 3600 Brötchen bis zur Ausstellung
  • 4 Backbleche ergeben 32l Volumen an Brötchen pro Tag für 100 Tage
  • 3200l Volumen an Brötchen bis zur Ausstellung

64% des kunstkastens wird zu Beginn der Ausstellung mit Brötchen gefüllt sein. Soweit die Behauptung.

Vordergründig gibt Anger ihren Arbeiten gerne ein analytisches Gesicht. Doch handeln sich die Werkinhalte um beweglichere Tiefen und Untiefen des menschlichen Seins. Um Gefühlsprozesse sichtbarer zu machen und die Wechselwirkung zwischen Zerstörung und Konservierung von psychologischen Ideenmuster auszuloten, nimmt sich Anger viel Zeit. Ein oft langer Arbeitsprozess mit dem involvierten Selbst mündet so in eine wieder aus Distanz betrachtete Anordnung der Dinge.

«kleine Brötchen backen» ist also nicht nur eine Ansammlung von kleinen Brötchen, sondern eine Arbeit über die Selbstbeobachtung Angers während des Herstellungsprozesses. Das Backen – eine körperliche und sehr ursprüngliche Arbeit – steht im Vordergrund. Ein Prozess, der in jedem einzelnen Brötchen seine Spuren hinterlässt. Die Anzahl der kleinen Teiglinge kann noch so bewusst kalkuliert sein, wieviel Anger am Ende gebacken bekommt, bleibt ungeklärt.

Anger hat sich ein regelmässiges Arbeitspensum vorgenommen. Sie lässt sich aber die Möglichkeit des Scheiterns offen. Sie schafft sich somit ihre eigene Freiheit und bestimmt selbst immer wieder neu über die Menge an Brötchen die am Ende im kunstkasten zu sehen sein werden. Dadurch entzieht sie sich der gängigen Leistungsgesellschaft und zeigt Alternativen auf: Sie kreiert sich ihre persönlich machbare Arbeitsleistung selbst. Weder über- noch unterfordern. «kleine Brötchen backen» ist sowohl ein Projekt über Angers persönliche Geschichte in der Leistungsgesellschaft als auch ein Statement.

 

Das «kleine Brötchen backen» kann anhand eines Blogs verfolgt werden: http://pure108.tumblr.com

 

Simone Anger *1983, lebt und arbeitet in der Nähe von Winterthur

Ausbildung

2009-2013 Studium der Bildenden Kunst an der F+F Schule für Kunst und Design Zürich und der Zürcher Hochschule der Künste

Ausstellungen
2012 Gruppenausstellung «Transgression of Limits», Import/Export, ZHdK, Zürich 2013 Diplomausstllung Bachelor of Arts, «Brautkleid», ZHdK, Zürich

Werk- und Atelierstipendium der Stadt Zürich 2013, Florence Jung & Urgent Paradise, «NUR DIE HARTEN KOMMEN IN DEN GARTEN», mit «Blüten in Polyurethan», Helmhaus, Zürich

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