webbildVerfügten unsere Grosseltern als Kinder – wenn sie Glück hatten – über ein einziges Stofftier, sind es heute mehrere Plüschtierrudel, welche sich in einem einzigen Kinderzimmer tummeln. Plüschtiere sind Teil des Alltags geworden. Die Psychologie lernt, dass sie zu Ablösungsprozessen oder Ersatzprogrammen gehören. In den siebziger/achtziger Jahren wurden in Europa Stofftierautomaten aus dem asiatischen Raum populär. Ein billiges Plüschtier – Made in China – kann auch heute noch mit etwas Kleingeld und etwas Glück geangelt werden. Doch spielt das Spiel beim Angeln oft eine grössere Rolle als das Plüschtier. „Diese Stofftiere haben noch keine Geschichte und werden wohl kaum eine bekommen. Dafür sind sie zu kurzlebig. Sie dienen lediglich der Unterhaltung und viele von ihnen werden nach dem gewinnen eher nicht zur «ersten Liebe» erkoren“, meint Johanna Bossart. Mit «Good Luck» verwandelt sie den kunstkasten in einen Plüschtierautomaten. Dieser verfügt allerdings weder über Münzeinwurf noch Greifarm.

Als Fotografin ist Bossarts bevorzugtes Medium die Fotografie. Sie erkundet Objekte und Phänomene im Verhältnis zum Menschen als Produzent und Konsument. Bossart interessiert sich gleichermassen für Vermisstenanzeigen von Katzen oder ein leeres Delphinbecken, das bald Seehunden eine Bleibe bietet wie für überdimensionale farbige Lebensmittelobjekte, welche vor Geschäften stehen. Immer wieder stösst sie auf soziokulturelle Eigenheiten. Wirtschaft und Technik entwickeln sich rasant. Lebenssituationen mögen unterschiedlich sein. Trotzdem haben menschliche Bedürfnisse viele Gemeinsamkeiten. Der kunstkasten befindet sich auf dem Sulzerareal. Er steht im Dialog mit der Geschichte des Unternehmens. Ein Unternehmen das für Qualität und Winterthur steht. Doch auch die Firma Sulzer hat 2011 ihre Produktion teils nach China verlegt. Wie Rieter und viele andere. Der Markt ist in Bewegung. Ein Rinnsal dieses globalen Flusses hat sich für die Dauer der Ausstellung im kunstkasten gesammelt. Billigstofftiere aus China. Bunt und etwas schräg lächelnd.

 

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© Johanna Bossart

 

Johanna Bossart (*1977 in Brugg), lebt und arbeitet in Zürich
Ausbildung / Berufstätikeit
Seit 2012 Fotografin freischaffend
2006 Diplom Fotografie, F+F Schule für Kunst und Mediendesign, Zürich
Einzelausstellungen
2015
village houses, Sihlhalle, Zürich
2014
Gelateria, Frisch / Kabinett, Visarte Zürich
2010
erste Liebe, Singisenforum, Muri
2009
Herr Brun, R57, Zürich
2005
In Baden, Stadthaus Baden
Gruppenausstellungen
2015
Bildwelten 9, R57, Zürich
In weiser Voraussicht, «Downtown Switzerland», Schwarzwaldalee, Basel
2014
Bildwelten 8, R57, Zürich
leihgaben, Herrliche Zeiten, Zug
Filmstills, Photobastei, Zürich mit Selina Nauer
2013
«hymmelwärts13», Station 21, Zürich
Bildwelten 7, R57, Zürich
Freunde im Bild, Das Fotomuseum Winterthur zu Gast bei Modissa, Zürich
«Abgerissene Erinnerung», Reactivate! Art in Public Space, Zug mit Selina Nauer
2012
Sternschnäppchen, Galerie 16b, Zürich
Einblicke und Aussichten, Museümli Buchs (SG), mit Esther Schena
Die Fabrik ruft, Halle 37, Holcim – Areal, Brunnen (SZ)
Kunst im Dolderbad, Dolderbad Zürich
2010
«Fair Value» Perla-Mode & Corner College, Zürich
Bildwelten 4, R57, Zürich
2009
Auswahl 09, Kunsthaus Aarau
2008
Bildwelten 2, R57, Zürich
2007 Schlicht, Universitätsspital Zürich
Dichte Bildwelten, R57, Zürich

www.johannabossart.ch